Seelenbilder für Mensch und Tier

Website Building Application

Kyndill und die Kristallhöhle

I.

„Nein Vater- sagte Kyndill- ich kann nicht in Deine Fussstapfen treten. Ich meine, verstehe mich nicht falsch, die Schmiede finde ich toll, auch das Metall und alles was Du daraus machen kannst...Aber es ist nichts für mich. Meine Leidenschaft ist die Erde...

Weisst Du, wenn ich die Pflanzen wachsen sehe, wenn ich den frischen Boden rieche schlägt mein Herz höher."

„Und davon willst Du Leben?"- fragte der Vater leise und strich dem Jungen über seine Roten Haare. Er wusste, dass wenn sein Sohn sich etwas in den Kopf gesetzt hat, wird es schwierig ihn davon abzubringen.

„Gaia gibt uns alles was wir zum Leben brauchen. Hab Vertrauen, ich bin fleissig, ehrlich und habe viel Kraft - antwortete Kyndill und nahm seines Vaters Hand in die seine - wir haben genügend Land und mit Odins und Gaias Hilfe wird es fruchtbar."


Und so war es auch. Kyndill war ein grosser, rothaariger, hübscher junger Mann. Er arbeitete hart und lobte die Götter für Ihre Gnade und Glück, das sie ihm bescherten. Seine Felder waren die schönsten und besten des Landes und er konnte stolz sein auf seine Ernte.


Eines Tages, als Kyndill auf dem Feld arbeitete, kam eine junge Frau auf ihn zu. Sie war von solcher Schönheit, dass er die Augen nicht von ihr abwenden konnte. Ihre Haut leuchtete in der Sonne. Ihre langen blonden Haare fielen bis zum Boden und die blauen Augen lächelten dem jungen Mann freundlich zu.

Sie fragte ihn nach dem Weg in die Stadt, da sie sich verlaufen hatte.


Kyndill begleitete sie zurück und ab diesem Tage an war er unwiderruflich und hoffnungslos in die schöne Thalia verliebt.


II.

Kyndill und Thalia trafen sich im Geheimen. Streiften durch die Wälder und Felder. Gaia sah die junge Liebe und beschützte sie, so dass niemand sie entdecken konnte.  

Bis eines Tages die Nachricht den Kyndill ereilte, dass Thalia entführt worden ist.

„Bist Du sicher? -  fragte er ganz aufgebracht - „Wer hat sie entführt und wohin?"

„Ja, ihr Vater ist ganz verzweifelt - sagte der Mann - gestern Nacht. Er ensandte Boten an alle ruhmreichen Krieger um seine Tochter zu retten. Doch es wird niemand kommen. Sie wurde in die Unterwelt entführt...Da kann ihr kein Mensch folgen..."


Sie warteten und die Tage vergingen. Doch keiner der Ritter und mutigen Krieger hat sich bereit erklärt den Herr der Dunkelheit zu verfolgen. Seine Höhlen waren dunkel und gefährlich, seine Wege uneben und gespalten. Kein Mensch könnte in diese Höhlen reingehen, geschweige denn schnell und heil wieder herauskommen.


Kyndill konnte aber Thalia nicht der Dunkelheit überlassen. Seine Liebe brannte in seiner Brust und lies ihn zu Odin beten.


„Oh Odin, Grosser Vater, der mächtigste der Götter, höre mich an und hilf mir"- betete er


Und Odin antwortete. Er erzählte ihm dass Tyrcha, der Gott der Dunkelheit Thalia erblickte und sich in sie verliebte. Es beschloss sie zu besitzen und in seinen Höhlen für immer gefangen zu halten. Da ihm Kyndill erklärte, er sei zu allem bereit, verwandelte Odin ihn in ein Pferd.

Nicht in irgendein Pferd -sondern einen Isländer.


„In dieser Gestalt wirst Du schnell sein, so schnell, dass Deine Beine kaum den Boden berühren werden. Das ist das einzige was ich für Dich machen kann." - sagte Odin und verschwand.

Kyndill spürte seine starken Beine, holte tief Luft und ohne zu überlegen rannte er los.

Wie viele Stunden vergingen wusste er nicht. Seine lange Mähne wehte im Wind, die Lunge füllte sich mit frischer Luft und seine Beine ermüdeten nicht.

Voller Tatendrang und Sehnsucht nach Thalia erreichte er die besagten Höhlen.


III.

Er hielt an und betrachtete den Eingang. Nichts als Schwärze stand vor ihm. Er sammelte seinen ganzen Mut und ging langsam hinein.

Aber nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, konnte er trotzdem nicht so viel sehen, wie er erhofft hatte...Der Boden war versehen mit Spalten und Rissen, viel Geröll lag dazwischen und die scharfen, emporwachsenden Stalagmiten machten das Laufen fast unmöglich. Kyndill hatte Angst in einem Spalt steckenzubleiben, also blieb er stehen.

Plötzlich hörte er eine Stimme in seinem Kopf.

„Verzweifle nicht- sagte sie - geh weiter. Ich bin Gaia, die Göttin der Erde. Ich werde Dir helfen."

Auf einmal erstrahlte der Gang in einem sanftem Licht. Unzählige Kristalle am Boden und an den Wänden fingen an zu leuchten.

Kyndill bedankte sich und rannte los. Jetzt konnte er jeden Spalt überfliegen, dass er den Boden nicht mal berühren musste.

So kam er endlich zu dem Ort an dem Thalia war. Sie sass am Boden und Tränen liefen ihr über die Wangen. Als sie den Hengst sah, erschrak sie und sprang auf die Beine.


Kyndill hat versucht mit ihr zu sprechen, doch sie konnte ihn nicht verstehen. Sie hörte nur ein Wiehern, das sich in der Stille der Höhle ausbreitete. Sie zeigte ihm aber leise zu sein und stieg auf seinen Rücken.


Das Pferd rannte so schnell wie nie zuvor. Doch Tyrcha bemerkte das und war ihnen dicht auf den Fersen.


„Schneller Pferdchen - flüsterte Thalia -  da vorne sieht man schon das Tageslicht".


Tyrcha wusste, dass er am Tag nicht aus der Höhle hinaus gehen kann und er das Pferd in diesem Tempo nicht einholen wird, also belegte er das Mädchen mit einem mächtigen Fluch.


Als Kyndill aus der Höhle herausgeschossen kam, hielt er an. Seine Brust hob sich energisch und ragte nach Luft aber er lachte. Er drehte sich um und sah Thalia an. Sie lächelte ihn an und streichelte seine Mähne. Doch ihre Haut begann immer mehr zu leuchten, bis das Leuchten so gewaltig wurde, dass man sie nicht mehr sehen konnte. Sie hob ab und flog weg.


Im ganzen Land hörte man ein entsetzliches Wiehern, ein Schrei als ob ein Herz entzweit wurde.

Kyndill rannte entsetzt den ganzen Tag lang entlang der Klippen, durch die Wälder und die Felder bis es Nacht wurde. Erschöpft hielt er an. Der Wind streichelte seine Tränen weg und sein Herz hörte nicht auf zu pochen. Am Himmel erblickte er einen hellen Stern, der freundlich zu ihm funkelte.


Kyndill lebte nicht mehr lange. Man sagt, er starb an gebrochenen Herzen.

Gaia nahm es und steckte es in einen Diamanten.  Wo es der Legende nach immer noch schlägt.


ENDE