Seelenbilder für Mensch und Tier

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Mansour und der Herr der SChatten

1. Vor langer Zeit, in einem weit entferntem Land, gab es 4 Königreiche. Das Land des Frühlings, des Lichts und Sommers, des Herbstes und ein Land des Winters. Während die ersten 3 eng und freundschaftlich miteinander lebten, war das Land des Winters von den Schatten umhüllt und unerreichbar. Die Schönheit dieser Länder war unsagbar.  

Aber das Land des Sommers war wie ein Paradies. Wasserfälle, Berge, Wälder soweit das Auge reicht ragten in den Himmel. Alles blühte und gedeihte, geküsst von den goldenen Strahlen der Sonne. Die Herrschaft über diese Länder wurden 4 Leithengsten gegeben, denn die Götter, die das Paradies erschufen, hielten Pferde für die weisesten und gütigsten Geschöpfe auf Erden.

Mansour, hiess der Herrscher des Sommers, dessen golden rote Haut ohne Makel war. Man sah ihn oft auf

einem Hügel fern seines Palastes stehen und mit seinem wachsamen Auge sein Land betrachten. Er liebte seine Untergebenen und sorgte sich sehr um ihr Wohl.

Eines Tages, als Mansour seine Runden durchs Land machte begegneten ihm immer mehr Leute, die ihm berichteten, dass seltsame Dinge passieren.

„Die Blumen in meinem Garten, mein Herr." -sagte eine alte Frau und machte ein Knicks vor dem König. -"sie verwelken, egal wieviel Wasser ich ihnen gebe..."

„Bei uns im Nest sind meine beiden Brüder nicht geschlüpft..." - piepst ein kleiner Vogel, der am Zaun des Hauses sass, an dem Mansour halt machte.

„Ich werde der Sache nachgehen" - versprach er und bemerkte auf dem Boden neben seinen Hufen einen kleinen Fisch liegen und nach Luft ringen. Mansour nahm ihn vorsichtig und galoppierte so schnell wie möglich zurück in den Palast. Dann legte er ihn ins Wasser eines Bachs.

„Komm, kleiner Freund! Atme!" -sagte er sanft und der kleine Fisch bewegte die Kiemen wieder. Erleichtert lächelte er ihn an.

Immer mehr Berichte aus dem ganzen Land über Verlust oder den Tod trafen in den Palast ein. Mansour stand besorgt und nachdenklich am Fenster seines Gemachs.

„Was könnte das bedeuten?" - fragte er seinen Freund Gwihran, der gerade mit weiteren Fällen aufgetaucht ist.

Gwihran war ein braunes, schon älteres Pferd, der seit Jahren auch sein königlicher Berater war.

„Immer mehr seltsames passiert, Mansour" - sagte Gwihran- „die Fische im Teich des Regenbogens sind weg, das Wasser im Grossem See färbt sich dunkel, die Tiere sterben oder werden gar nicht mehr geboren. Die Menschen bekommen Gebrechen und Schmerzen! Wenn Du mich fragst, eine Seuche geht durch unser Land...etwas gerät aus dem Gleichgewicht."

Mansour drehte sich zu seinem Freund um und betrachtete ihn schweigend.

Plötzlich stürmte ein grosses, dunkelbraunes Pferd in den Gemach des Königs und Takir, der Herr des Herbstes stand vor ihnen völlig ausser Atem mit müdem Ausdruck und verschwitzter Haut.

„Mansour! -rief er - wir brauchen Hilfe! Unser Land wird von der Dunkelheit überrannt!"

Der goldene König bot seinem Bruder Wasser an und befahl ihm sich etwas auszuruhen. Dann hörte er sich alles an, was Takir zu erzählen hatte.

Takir rannte 3 Nächte lang um an den Hof des Sommer zu kommen. Er berichtete von der Verwüstung, die die Dunkelheit in seinem Land angerichtet hat.

„Es breitet sich wie ein Schatten aus und vernichtet alles Leben. Wir wissen nicht was wir dagegen machen können. Aber wie ich gesehen habe, als ich die Grenze zu Deinem Land überschritt, überfällt es Euch auch!"

Mansour schritt im Zimmer hin und her und dachte nach.

Nach einer Weile, sagte er zum Gwihran:

„Sende einen Boten zu der Hexe Hamren, sie möge zu mir gebracht werden. Wenn jemand etwas darüber weiss, dann ist sie das!"

Und zu Takir, dem die Angst im Gesicht geschrieben stand, sagte er:

„Ruhe Dich aus mein Bruder, morgen werden wir mehr wissen.


2. Am nächsten Tag berichtete ein Bote, dass Hamren soeben angetroffen ist.

Mansour stand in einem prachtvollen Empfangszimmer, und an seiner Seite Takir und Gwihran.

Aber auch andere Berater, Hofmitglieder, Menschen und Tiere, die eine wichtige Rolle spielten.

Die Türe ging auf und eine alte aber gut angezogene Frau mit silbernem Haar, der zu einem langen Zopf gebunden war, kam herein. Ihr Gewand schimmerte grün und ein Schimmer lag auch in ihren grünen, wachen Augen. Begleitet war sie von einem Zwerg, der im Gegensatz zu ihr sehr armselige Kleider trug und sich unsicher hinter ihr versteckte.

Der König ging sofort auf sie zu und begrüsste sie höflich.

„Ihr wisst vermutlich, warum ich Euch hierher geholt habe?" -fragte Mansour

„Ich habe da eine Ahnung, mein König..." -sagte die Hexe mit einer Stimme, die durch die Knochen ging

und schlängelte ihren Körper hin und her.

„Was weisst Du über die Dunkelheit die unsere Länder überfällt?" -fragte der König sichtlich ungerührt,

in Gegensatz zu allen anderen, auf die Aufführung der Hexe.

„Ich habe gehört, dass Menschen im Land des Winters an die Macht gekommen sind." - sagte Hamren

„Und was noch?" -hakte er nach

Die Hexe windete und drückte sich mehr zu verraten.

„Vergiss nicht Hamren, wer Dir damals Asyl gewährt hat, als Du aus der Dunkelheit geflohen bist." - betonte nachdrücklich Mansour.

Hamren hörte auf sich zu winden, schaute ihm plötzlich direkt in die Augen und sagte:

„Ich habe es nicht vergessen! Mein KÖNIG!" Und mit sanfterer Stimme erzählte sie, dass es dort Menschen gibt, die nicht mehr von den Tieren regiert werden wollten. Sie töteten den Herr des Winters und übernahmen die Herrschaft über das Land. Das alles konnte ihnen aber nicht gelingen, wenn sie nicht an die Uralte Quelle der Macht gekommen wären. Den Blutrubin. Der Anführer der Menschen, General Kheran beschwor die alten Kräfte und schloss ein Packt mit den Schatten. Als einer der 4 Herrschern konnte er den Schatten den Einlass in unsere Länder gewähren und wurde zum Herr der Schatten ernannt.

Alle erschaudern bei diesen Worten und Stille legte sich im Saal.

„Und jetzt hat er genug Macht um auch uns zu vernichten..."-sagte Mansour eher zu sich selber

„..und alles Leben hier zu beenden." - beendete die Hexe seinen Satz

„Weisst Du, wie man ihn stoppen kann?"-fragte Mansour mit einer festen Stimme

Die Hexe lächelte süss und fing sich wieder hin und her zu wiegen.

„Vielleicht..."- sagte sie und ihre Mundwinkel wurden breiter.

Gwihran wollte einschreiten und etwas sagen, aber Mansour stoppte ihn mit einem Blick.

„Was willst Du dafür?" - fragte der König

Sein Freund konnte nicht mehr länger abwarten. Er zog den Mansour auf die Seite und flüsterte ihm:

„Lass Dich auf keinen Deal mit ihr ein! "

Aber Mansour ging wieder zu Hamren und sagte

„Sag was Du willst." - befiel er ihr

Die Hexe kam auf ihn zu, wie ein Rauch umschloss sie ihn und flüsterte ins Ohr:

„Deine Jugend."

Seine Augen wurden grösser, aber seine Miene veränderte sich nicht. Ohne zu zögern sagte er:

„Abgemacht."

Gwihran schloss die Augen und lies sein Kopf hängen. Er wusste dass sich sein Freund für sein Land geopfert hatte...


3. Hamren erzählte Mansour alles was sie wusste. Um die Macht des Herr der Schattens zu brechen, müsste man den Blutrubinen zerstören. Der konnte aber nur mit dem kleinsten Stein zerschlagen werden, der sich im verfluchten Fluss befindet.

„Das kann niemand bewerkstelligen, nicht mal Ihr, mein König. Denn um den Rubin hat Herr der Schatten Schutzzauber errichtet. Welche, weiss nicht mal ich." - sagte sie zum Schluss und sichtlich zufrieden mit sich selber und dem neu gemachten Deal, verbeugte sich tief und ging fort.

Die Vorwürfe von allen Seiten nahmen kein Ende. Gwihran weigerte sich immer noch zu glauben, was

Mansour vorhatte und versuchte ihm diese Reise auszureden.

Tarik schlug vor, dass man den letzten der Brüder benachrichtigen sollte und so gemeinsam den verfluchten Fluss zu suchen.

Aber Mansour blieb standhaft und sagte zu seinen Freunden:

„Das geht zu lange. Während wir auf Lucien warten vergeht kostbare Zeit in der viele sterben könnten. Das Land des Frühlings ist zu weit weg. Und ausserdem bin ich der schnellste von uns allen, also werde ich gehen. Du und Lucien müsst die Länder verteidigen können, wenn es zu einer Schlacht kommt, also wenn ich scheitern werde..."

Die Sache war beschlossen.

Gwihran stand an der Terrasse des Palastes. Tränen liefen ihm an seinem von Leben

gezeichnetem Gesicht. Er wusste, dass er seinen Freund nie wieder sehen wird.

Mansour lief wie der Wind durch die Felder und Wälder zu der Grenze des Tariks Landes und stoppte als er den Fuss auf die andere Seite stellen wollte. Ein gewaltiger Schatten breitete sich vor seinen Hufen und schaute ihn bedrohlich an. Nie zuvor hat Mansour so was gesehen. In seinem Land gab es keinen bösen Schatten. Nur den freundlichen, sanften, grauen Schleier der wohl tat. Mansour sammelte seinen ganzen Mut und nahm einen Satz in das Land seines Bruders. Es war ein schrecklicher Anblick. Vieles war zerstört. Da wo früher Beeren an den Sträucher leuchteten, hingen jetzt verkohlte Kugeln und die rot-gelben Blätter der Bäume lagen reglos am Boden. Die Bäume ragten die dürren Äste in den grauen Himmel. Kein Laut war zu hören. Wenn jemand hier noch lebte, dann hat er sich verkrochen.

Plötzlich hörte Mansour in der Nähe ein schluchzen und ging darauf zu. Hinter einem Hügel lag ein kleines, pelziges Tierchen auf den Boden und weinte. Sein langes weisses Schwanz war unter einem Stein eingeklemmt. Zwei Fieslinge aus den Schatten pickten ihn mit ihren scharfen Speeren, so dass sich kleine

Bluttropfen auf dem weissen Fell zeigten.

Mansour sprang auf die Schatten zu und stampfte so fest er konnte auf den Boden. Licht erstrahlte auf seiner Haut und breitete sich auf die Stelle zu, wo die Schattenwesen waren. Erschrocken verschwanden sie.

Das Tierchen hob überrascht sein kleines Köpfchen und schaute den wunderschönen, leuchtenden Hengst verdutzt an.

„Bist Du ein Engel? Bin ich schon tot?"-fragte es mit leiser Stimme

„Nein"- lächelte Mansour- „Du lebst noch."

Der König hob den Stein und nahm den langen, buschigen Schwanz.

„Wie es aussieht ist es nicht gebrochen."- sagte er zu dem Kleinen- „aber Deine Wunden sollst Du von

jemanden verbinden lassen."

Der Kleine senkte sein Kopf und sagte traurig:

„Alle sind tot oder gefangen genommen. Ich bin alleine hier."

„Dann lauf in diese Richtung, dann kommst Du in das Land des Sommers. Dorf findest Du Hilfe." - sagte Mansour und wollte schon angaloppieren. Aber der Kleine kletterte ganz geschickt auf Mansours Beinen hoch und setzte sich auf seinem Hals.

„Nimm mich mit Dir mit." - flehte er

Mansour seufzte tief.

„Kleiner, da wo ich hin gehe, ist es nicht sicher für so kleine Kerlchen wie Dich."

Aber das pelzige Tierchen gab nicht nach und so hatte Mansour keine andere Wahl, wie den Ringel, der das war sein Name, mitzunehmen.

Mansour versorgte seine Wunden, so gut er es konnte. Und sie heilten gut. Sie flogen mit dem Wind, der sie immer weiter auf ihren Schwingen trug. Aber je weiter sie galoppierten, desto mehr merkte er die Müdigkeit, die ihn aufsuchte. Die Hexe hat offenbar ihren Zauber gesprochen. Die ersten grauen Haare in seiner Mähne fielen auf sein Hals.


4. Sie kamen an den Ufer eines grossen Flusses. Das Wasser war zwar nicht mehr klar und sauber aber

Mansour stellte fest, dass es trinkbar war. Nach einer kurzen Rast wollte der König schon weiter, den der

verfluchte Fluch musste in der Nähe sein, als sie ein plätschern im Fluss hörten.

„Hallo"- hörten sie eine Stimme. Ein kleiner Fisch ragte seinen Kopf aus dem Wasser - „erkennst Du mich noch?"

Mansour schaute ihn an und konnte sich aber auf ihn keinen Reim machen.

„Erinnerst Du Dich nicht mehr an mich?" - fragte der Fisch - „Du hast mir mal das Leben gerettet, als mein Teich ausgetrocknet war."

Mansour nickte und sagte, dass er sich freut ihn wohl auf zu sehen.

„Was macht Ihr denn hier mein Herr?" - fragte neugierig der kleine Fisch

„Ich suche nach einem verfluchten Fluss. Weisst Du wo er ist"- antwortete Mansour

„Nein, dahin führen mich meine Flüsse nicht hin. So wie ich gehört habe, kann niemand in dem Wasser überleben und Fische nur 5 Min." -sagte traurig der Fisch

„Aber ich weiss wo er ist" - sagte plötzlich Ringel und kam auf den König zu. - „In bin dort aufgewachsen, na ja, das heisst nur kurz, meine Mutter sagte mir dass wir nie in der Nähe dieses Flusses spielen dürfen, denn er sei verflucht. Warum sie das wusste, weiss ich nicht. Aber sie war nicht meine wirkliche Mutter, denn sie hat mich adoptiert...Und dann sind wir weggezogen. Es ist nicht weit von hier. Aber für was braucht ihr den diesen Fluss?."

Mansour erklärte kurz was er vorhatte und der kleine Fisch sagte:

„Und wie wollt ihr diesen Stein finden? Man muss schon ein Fisch sein um das zu vollbringen."

„Ich dachte, ich gehe einfach rein und suche den..." -erklärte Mansour

Der Fisch lachte, das heisst wenn Fischen lachen könnten, würde er das jetzt tun.

„Dann würdet Ihr nicht mehr aus diesem Fluss rauskommen." - sagte er und gab entschieden zu -

"Nimmt mich mit. Wie damals. Ihr habt mich schon mal im Maul getragen. Ich mache das für Euch."

Mansour weigerte sich kurz, aber auch er musste zugeben, dass das der beste Plan war und ein grosses Glück, dass ihn immer noch schien zu begleiten.

Als sie an dem verfluchten Fluss ankamen, mussten niemanden fragen, ob sie richtig waren. Die Gegend war gespenstisch. Tote Bäume lagen am Ufer, der Boden war schwarz verkohlt und das Wasser lockte einen rein wie eine Todesfee. Es war dunkel und grüne, lange Pflanzen schlängelten sich in der Strömung.

Der Fisch sprang sofort in das Wasser rein und Mansour zählte die Minuten. 5 Minuten, nicht mehr, sagte der Fisch. Ringel sprang von seinem Rücken auf den Boden und ging nervös hin und her. In seinem Maul kaute er an einer Masse, die wie ein Kaugummi war.

3 Minuten vergingen aber der Fisch war nicht zu sehen. Ringel fing an zu murmeln und langsam in Panik zu geraten. Er kaute sein Kaugummi immer lauter als Mansour ihn kurz anschaute und sagte:

„Hör auf so laut zu schmatzen"- In diesem Moment merkte er erschrocken, dass er sich verzählt hatte.

Panik stieg jetzt auch in ihm hoch. Er war bei 4.15 angelangt, als ihn Ringel aus dem Zählen herausbrachte.

Wieviel Zeit ist es vergangen? Mansour sprang zum Fluss heran. Seine Nüstern berührten fast die Oberfläche und seine Augen suchten in dem modrigen Wasser angestrengt den hellen Fisch.

Und plötzlich sah er ihn. Ein kleines, helles Fleckchen, dass am Boden des Flusses schimmerte.

Aber er schien nicht näher zu schwimmen. Mansour merkte, dass irgendetwas nicht stimmte und ohne zu zögern tauchte er seinen Kopf in das verfluchte Wasser um den kleinen Fisch herausziehen.

Er legte ihn ganz sanft auf den Boden und schaute ihn an. Aber der Fisch atmete nicht mehr.

In seinem Maul aber war ein kleiner Stein.

Ringel schaute aber erschrocken zum Mansour hoch.

„Schaut!" - sagte er und zeigte auf das Königsgesicht

Mansour schaute erneut in die Wasseroberfläche des Flusses. Sein Gesicht war von grau überzogen, um seine Augen und seine Nüstern. Nur seine weisse Blässe leuchtete noch hell.

„Das macht nichts Ringel" - sagte der König und lächelte angestrengt -"Diesen Preis zahle ich gerne.

Der kleine da, hat mit seinem Leben dafür bezahlt. Was ist schon etwas grau."

Ja, was war schon seine Schönheit noch wert, wenn seine Jugend ihm auch genommen wurde.

Mansour beschloss den Fisch nicht da lassen zu wollen und so nahm er ihn mit, um ihn an einem schönerem Ort zu bestatten. Den Stein hat er Ringel gegeben mit der Mahnung, er müsse gut auf ihn aufpassen und ihn wie sein Augapfel beschützen.


5. Als sie die Grenze zum Land der Schatten erreichten wurde es Nacht. Der Winterschnee, der die Gegend normalerweise umhüllte, war geschmolzen. Eine kahle, steinige Landschaft streckte sich vor ihnen.

Sie mussten jetzt aufpassen, denn die Patrouillen des Generals waren sicher überall unterwegs. Sie legten sich hinter einem Felsen auf den Boden, denn Mansour musste immer längere Pausen einlegen und merkte, dass seine Beine ihn nicht mehr so gut trugen wie früher.

Sie schliefen einige Stunden bis eine raue Stimme sie aus dem Schlaf riss.

„Bindet sie fest!"- befahl die Stimme

Mansour spürte, wie sich Seile um sein Gesicht festzogen und er auf die Beine gerissen wurde. Es war noch dunkel, aber wie er noch selber merken wird, kein Strahl des Lichts berührt diesen Boden, denn der Herr der Schatten verwandelte das Land in ein Land der ewigen Dunkelheit.

Die Seile zogen an ihm und die Menschen banden ihn hinten an ein Wagen fest. Mit halb offenen Augen sah er wie sie den Ringel durchsucht haben und in einen Käfig steckten, der auf dem Wagen stand.

„Was habt ihr da?" -rief eine andere Stimme

„Einen alten Gaul, einen toten Fisch, ein dreckiges Pelztier und noch mehr Dreck!" - lachten die Soldaten und der Wagen setzte sich in Bewegung.

Mansour dachte sofort an den Stein. Haben sie den Stein weggeworfen, wenn sie sie durchsucht haben?

Als ob Ringel die Gedanken des Königs gehört habe, machte das Tierchen ihren Maul auf und zeigte ihm den Stein, der sich dort befand.

Sichtlich erleichtert lief er weiter und überlegte wohin sie sie bringen werden. Die Antwort auf seine Frage lies aber auf sich warten. Sie marschierten lange und Mansour taten schon die Beine weh. Als ein dunkler Umriss einer Festung immer klarer wurde. Ein Tor mit Fackeln erleuchtet ging auf und wie ein riesiger Maul schien sie zu verschlingen, als es sich hinten ihn schloss. Sie hielten im Hof an. Überall waren Lagerfeuer

entzündet und spiegelten sich in dem matschigen Boden. Die verzehrten Fratzen der Soldaten starrten sie jetzt an. Ein grosser Mann kam auf sie zu und betrachtete sie beide.

„Der Gaul kann noch arbeiten und das Stinktier in den Kerker zu den anderen." -schaute er sie abschätzend an

Ein junger Soldat zog am Seil und Mansour ging mit ihm mit. Tatsächlich eine Sekunde lang dachte er sich zu wehren, aber seine Kräfte waren weg und die Mühen der langen Reise zeichneten sich in seinem dürren Körper. Er hätte keine Chance gegen diese Menschen. Der junge Mann bindete ihn in einem Stall neben den anderen Pferden an und gab ihm etwas Heu. Mansour schaute sich um. Der Stall war klein und dreckig.

Es standen hier 4 Pferde, dessen Zustand auch zu wünschen lies...Sein Blick gleitete zu einer brauner Stute, die als sie ihn sah die Augen anstrengte und die Stirn zusammenzog. Als sie plötzlich ihre Augen weit aufriss und ihn erschrocken anblickte. Sie wollte schon den Mund aufmachen aber sie machte den wieder zu und lies den Kopf wieder hängen.

Einige Stunden später kamen ein paar junge Soldaten und nahmen alle Pferde mit. Als Mansour aus dem Stall geführt wurde, sah er am Boden im Matsch den kleinen Fisch liegen. Die Soldaten liefen achtlos über ihn und sein kleiner Körper wurde von den Füssen hin und her geschlendert. Bis er in einer Pfütze liegen blieb. Mansour schloss seine Augen und heisse Tränen liefen ihm wie Bäche auf seinem Gesicht.

Sie wurden in einen Steinbruch gebracht und mussten schwere Wägen mit Steinen ziehen. Mansour machte das ohne einen Laut von sich zu geben. Aber er beobachtete alles genau und schmiedete seinen Plan von hier auszubrechen. Als sie nach vielen Stunden wieder zurückgebracht wurden, suchte Mansour mit den Augen vor dem Stall den Fisch. Aber er fand ihn nicht.

Monate vergingen. Die neue Burg für den Herren der Schatten war schon zur Hälfte gebaut. Mansour

arbeitete hart und die Kraft verliess ihn immer mehr. Seine Haare waren schon ganz grau geworden und nur die weisse Blässe erinnerte ihn noch an sein früheres Leben. Vom Ringel hörte er nichts mehr und beschloss er diese Nacht seinen Plan zu verwirklichen und auszubrechen. Wenigstens noch ein paar Tage in der

Freiheit, sagte er sich, wenigstens noch ein Mal das Licht sehen.


6. Er kannte jetzt gut den Ablauf und den Wechsel der Wachen, er kannte gut den Weg nach Draussen.

Als die Soldaten schliefen, rieb er noch fester an dem Strick, den er tagelang schon bearbeitet hatte. Immer mehr und immer dünner wurde er. Jetzt gab er ihm den letzten Ruck und das Seil riss. Zufrieden mit sich schleichte er sich raus. Als er beim Tor angelangt kam, sah er eine Person hinter ihm laufen.

Oh nein, dachte er, bitte nicht jetzt. Einen Sprung von der Freiheit entfernt hörte er eine dünne Stimme:

„Warte!"- es war die Stimme eines Mädchens, das jetzt ganz nah bei ihm angekommen ist „ Da möchte Dich jemand sehen."

Aus ihrem Mantel kroch ein weisses, pelziges Tierchen.

„Ringel, Du lebst!" -rief Mansour und weinte von Glück.

Ringel sprang auf seinen alten Freund und umarmte seinen Hals.

„Mansour" - atmete er seinen Namen aus und hüpfte wieder auf den Arm des

Mädchens.-„Ja, ich hatte so viel Glück. Sina rettete mich vor dem Kerker und nahm mich zu sich in die Gemächer. Sie ist die Tochter des Generals und sie ist auf unserer Seite."

Mansour schaute das kleine Mädchen an. Sie hatte lange blonde Haare und ihre Haut war so weiss und durchsichtig wie Papier. Aber ihre Augen leuchteten wie 2 kleine Sterne in ihrem freundlichen Gesicht.

„Wir haben einen Plan." -sagte Ringel leise, schaute sich um und zeigte mit seinem

Händchen zu einer dunkler Ecke -"aber zuerst müssen wir von dieser Strasse runter.

Sag mal wo wolltest Du eigentlich hin?"

Aber Mansour sagte nichts und folgte ihnen wortlos. Ringel erzählte ihm alles was er erfahren hat, dass Sina weiss, wo sich der Blutrubin befindet. Bei diesem Wort wurde der alte König hellwach.

„Wenn Du noch den kleinen Stein hast, dann haben wir vielleicht noch eine Chance zu siegen." - sagte

Mansour mehr zu sich als zu den anderen.

Ringel zog ein Stück Kaugummi, das zwischen seinem Fell klebte und öffnete es auseinander. Drinnen

eingehüllt war der kleine Stein.

„Sicher hab ich den noch!" - sagte der Ringel ganz stolz und lächelte zu seinem Freund

Mansour fühlte wie Kraft in seine Glieder floss, auch wenn es nicht viel war, würde es für ein letztes

Abenteuer reichen.

„Dann lasst es uns machen!" - sagte Mansour begeistert und seine Augen glänzten auf -"Aber wie kommen wir an den Blutrubin? Die Hexe sagte, dass er durch Zauber geschützt wäre."

„Sina hat mir erzählt, dass sie mit dem roten Stein gespielt hat."-sagte Ringel und Mansour schaute das

Mädchen jetzt an.

„Ja, das stimmt." - sagte sie leise -"Mein Vater wurde sehr böse und nahm mir ihn weg. Er sagte dann, dass er es nicht verstehe, warum ich ihn überhaupt anfassen konnte. Aber es möge vielleicht an dem liegen, dass ich seine Tochter sei. Dann versteckte er ihn vor mir. Aber ich habe es herausgefunden wo er ihn aufbewahrt."

„Gutes Mädchen." - lobte sie Mansour -"Meinst Du können wir da gefahrlos hin?"

Der Blutrubin befand sich im Schlafgemach in der Wand, hinter einem Mauerstein versteckt. Die grösste Schwierigkeit war es ungesehen dorthin zu gelangen. Aber da wusste Sina eine Lösung.

Es gab einen geheimen Gang, in dem sie früher gespielt hat und sich vor der Zofe versteckt hat. Der führt direkt zu ihrem Zimmer. Und der ist direkt neben dem Schlafzimmer ihres Vaters.

Also machten sich die 3 auf den Weg. Vorbei an den Ställen, den Wachen und der Küche. Sina konnte sich gut unsichtbar machen, den Ringel unter ihrem Mantel versteckt. Aber Mansour war da schon grösser und

es war nicht einfach ihn vorbeizuschleusern. Langsam bewegten sie sich vorwärts und schliesslich kamen sie zu einer Tür.

„So, jetzt da rein." - sagte Sina und hielt die Türe offen, damit Mansour zuerst reingehen konnte.

Sie gingen durch einen langen Tunnel, in dem immer wieder unzählige Treppen nach oben führten.

Als sie zu einer Tür kamen, schaute Sina zuerst rein, ob die Luft rein war. Sie drehte sich dann um und lies Mansouein.


7. Mansour schaute sich im Zimmer um. Es war ein königliches Zimmer mit goldenen Mobiliar aber es gab keine Spielzeuge oder Puppen, die darauf deuten würden, dass hier ein Kind wohnte. Einzig an der Wand neben dem Bett waren Blumen und ein Schmetterling mit schwarzer Kreide gezeichnet.

Sina bemerkte den Blick des alten Königs und wurde verlegen.

„Das machen wir jetzt alleine." -sagte Ringel und merkte dass Mansour ausser Atem war-"Du wartest hier. Wir gehen den Rubin holen."

Sina schlich sich in das Zimmer ihres Vaters. Alles war still. Mansour konnte nur den Schlag seines Herzens hören und warten. Nach kurzer Weile öffnete sich die Tür wieder und Sina kam mit einem Lächeln zurück.

Ringel, aufgeregt bei solchen Dingen wie immer hüpfte hin und her.

„So und jetzt! Wer nimmt jetzt den Stein?" -fragte das kleine Tierchen aufgeregt

„Ich!" - ertönte eine Stimme hinter ihnen. Die Luft wurde kälter und eine Dunkelheit durchzog sich im

Zimmer. Hinter ihnen stand der Herr der Schatten. Seine menschliche Züge waren schwer zu erkennen,

denn eine tiefe Schwärze umhüllte ihn. Man konnte aber eine grosse Wut auf seinem Anbliz erkennen. Ein schwerer Umhang hing auf seinen Schultern und machte ihn noch bedrohlicher. In der Hand hielt er ein Schwert.

Er kam wie ein Blitz auf seine Tochter zu, packte sie am Arm und zog sie zu sich.

Wütend zischte er durch die Zähne:

„Meine eigene Tochter! Warum hast Du das gemacht?"

Sina weinte fürchterlich und sagte ganz leise:

„Ich will nicht mehr in der Dunkelheit leben..."

Mansour kam nach vorne und erhob seine Stimme.

„Sie will Blumen sehen... und einen Schmetterling...sie will das was wir alle wollen, in Frieden leben!"- mit sanftem Blick schaute er das Mädchen an, die nun grosse Augen machte und den Mansour anstarrte.

Aber die Hand des Herrschers schloss sich noch fester um Sinas Arm, als er bemerkte wer vor ihm stand. Wut und ein schiefes Lachen schossen aus ihm heraus.

„Mansour! Du hast verloren! Dein Land, nein, nicht nur Deins, Alles wird mir gehören! Du kannst die

Dunkelheit nicht aufhalten! Schau Dich doch nur an! Was aus Dir geworden ist! Ein Greis! Ein schwacher, alter Gaul!!!"- verhöhnte er ihn

Der Herr der Schatten lachte laut und genoss seinen Auftritt.

Wie aus dem Nichts schoss Ringel aus Sinas Mantel und biss ihren Vater in den Handgelenk, bis der zu bluten begann und seine Hand sofort wegzog.

Sina fiel auf den Boden und der Blutrubin gleitete ihr aus der Hand und rollte zum Mansour hin.

„NEIN!" - brüllte der Herr der Schatten als in gleichem Augenblick der Ringel auf den Boden sprang und den kleinen Stein vor dem Huf des Mansours legte. Dieser klemmte den Stein in seinen Huf ein und wollte schon zum Schlag ausholen, als der General sein Schwert hob und auf sie brüllend losstürmte.

Dunkelheit umhüllte sie beide und hielt sie in ihrem Griff fest, so dass sie sich nur verlangsamt bewegen konnten. Mit aller seiner gebliebener Kraft hob Mansour sein rechtes Bein und schlug auf den Rubin ein. Gleichzeitig schlug der Herr der Schatten mit seinem Schwert auf den Ringel ein, der vor dem Bein des

Mansours stand. Der Blutrubin zerbrach in unzählige Teilchen und ein lauter Schrei erfüllte das Zimmer.

Ringel schrie auf und ein helles Licht formte sich zwischen dem Schwert und dem kleinen Tier. Das Licht breitete sich aus und eine durchsichtige Hand hielt das Schwert vom Ringel zurück.

Alle standen wie gebannt da, vor ihnen erschien eine Lichtfee und flutete das Zimmer in ein weisses Licht.

Sie schwebte und ihre weissen Kleider wehten in der Luft.

Ringel schaute auf und rief:

„Mama!"

Die Lichtfee schaute zum Herr der Schatten hin, der aber verdutzt am Boden kauerte und den zerstörten Rubin anstarrte. Seine Hand hielt immer noch sein Schwert, der in der Luft wie zu schweben schien,

gehalten vom weissem Licht. Wieder menschlich und machtlos lies er das Schwert los. Fluchtartig verliess er das Zimmer ohne seine Tochter anzublicken.

Mansour fiel auf den Fussboden. Seine Kraft war weg. Er schaute zu wie der kleine Ringel sich an seine

Mutter schmiegte und eine tiefe Ruhe und Glück erfühlte sein Herz.

„Ich konnte nicht zulassen Dich zu verlieren." - sagte die Fee liebevoll und drückte den Ringel an sich

Sina stand jetzt auf und lief schnell zum Mansour. Sie setzte sich neben ihm auf den Boden und begann zu weinen.

„Mama?" - fragte Ringel die Fee -"kannst Du nicht etwas dagegen machen?"

Die Fee kam auf den alten König zu und verbeugte sich tief. Der Ringel sprang auf den Hals seines Freundes und umklammerte ihn fest.

„Mein König, Euch verdanken wir die Rettung unseren Länder." - sagte die Fee zum Mansour - „Dank Eurer Aufopferung wird wieder die Sonne scheinen und das Land wird sich erholen. Vielen Dank, dass Ihr auch meinen Ringel gerettet habt. Den Pakt mit der Hexe kann ich leider nicht aufheben."

Der Ringel schaute die Fee flehend an.

„Mama, bitte...er ist mein Freund." - flüsterte er und Tränen liefen dem kleinen Tier über sein Gesicht.

Die Fee überlegte einen Moment lang.

„Ich kann Dir ein Leben unter den Menschen geben. Aber nur ein Einziges." -sagte sie und hob fragend ihre Augenbrauen

Mansour lächelte und schaute Ringel und Sina an.

„Pass gut auf sie auf." - sagte er zum Ringel und schloss seine Augen.

Ein strahlendes Licht schoss durch das Zimmer und Mansour war verschwunden.

Sina sass am Boden und umklammerte den Ringel in den Händen. Ein schwacher

Morgenstrahl berührte die Bettkante und glitt auf die Zeichnung zu, die er jetzt völlig beleuchtete.

„Was ist das?" -fragte Sina erschrocken

Ringel lachte und sagte:

„Das ist unsere Zukunft."


Sie gingen durch eine Wiese. Die Sonne strahlte und die Vögel sangen fröhlich. Sina sprang von einer Blume zur anderen und lachte laut. Sie sah einen Schmetterling, sogar mehrere und konnte nicht aufhören diese Welt zu bestaunen. Ringel lief neben ihr und kaute an seinem Kaugummi. Als plötzlich ein Wind durch die Wiese wehte und seine Backe streichelte. So schnell wie er gekommen war, verschwand er auch.

„Gute Reise mein Freund!"-rief er ihm nach


ENDE